Barrierefreiheit und Inklusion im Museum
Heike Roegler
Das Thema Inklusion beschäftigt mich schon eine Weile. Gerade in der Vermittlung macht es viel Sinn, Inhalte inklusiv - für alle - zu denken .
Das Altonaer Museum ist barrierefrei ausgestattet. Rollstühle stehen gehbehinderten Besuchern kostenlos zur Verfügung, barrierefreie Aufzüge führen in sämtliche Ausstellungsräume und in die Bibliothek. Ein Behindertenparkplatz befindet sich vor dem Altonaer Museum, eine Türklingel für Rollstuhlfahrer ist am Eingang. Für den Besuch des KINDEROLYMPS in der 3. Etage und des Sonderausstellungsraums im Dachgeschoss steht kein Fahrstuhl, aber ein Treppenlift zur Verfügung.
Im Altonaer Museum bieten wir Führungen für demenziell Erkrankte und ihre Familien an. Das Programm nennt sich "Augenblick mal!" und läuft inzwischen ein knappes Jahr. Die Idee ist, eine Gelegenheit zu gemeinsamen Erleben zu geben. Wir sind ein historisches Museum und zeigen auch Alltagsgegenstände, die in diesem Rahmen Gesprächsanlässe geben.
Es gibt bei uns im Haus auch Werkstätten wie "Planet Willi" , die das Hamburger Kinderbuchhaus zum Thema Leben mit Downsyndrom für Hamburger Schüler anbietet. Das Angebot ist eine sehr schöne Möglichkeit, einfach Offenheit und Begegnung zu schaffen. Und gerade Kinder sind dabei sehr unprätentiös. Es geht um das Buch "Plant Willi" der Illustratorin Birte Müller, in dem sie das Leben mit ihrem Sohn Willi in der Familie beschreibt (er kommt von Planeten Down, seine Schwester Olivia vom Planeten Normal).
In meinem Büro steht eine Kiste mit Objekten, die wir (immer mal wieder) zur Vermittlungsarbeit geschenkt bekommen haben. Denn Sachen zum Anfassen sind natürlich super. Und meine Kollegen, die die Sammlung betreuen, sprechen potenzielle Schenker auf das Thema an und denken in diesem Sinne mit.
Über meine Kollegin Martina Bergemann vom Museumsdienst Hamburg haben wir auch immer die Möglichkeit, Führungen in deutscher Gebärdensprache anzubieten. Martina kennt das Haus gut und arbeitet sich in alle neuen Sonderausstellungen ein.
Schaue ich also auf mein Arbeitsumfeld, bin ich ganz erfreut über die Dinge, die es hier schon gibt.
Gerne würde ich das Thema noch weiter vertiefen. Dafür gab es im Juni (17) gleich doppelt die Möglichkeit - bei der Frühjahrestagung des Museumsverbands Schleswig-Holstein und Hamburg sowie beim Runden Tisch "Barrierefreie Kulturstätten" der Behörde für Kultur und Medien Hamburg.
Zusammenfassend kann man zur Tagung (Notizen zur Tagung sind hier zu lesen) sagen, dass Museen inzwischen weiter denken als rein baulich. Es geht um mehr als die bauliche Barrierefreiheit. Inklusion ist eine Haltung eines ganzen Hauses hin zu allen Besuchern.
Angebote wie Sinnesnationen, Texte in Alltagssprache usw. nehmen mit und regen an, sich auf Themen einzulassen und Welten zu erkunden.
Inklusion bedeutet eine Öffnung und neue Orientierung - nicht nur nach außen, auch nach innen.
Das zeigt sich auch beim Runden Tisch "Barrierefreie Kulturstätten" in Hamburg. Initiiert von der Behörde für Kultur und Medien denken hier Kulturschaffende gemeinsam über das Thema nach, informieren sich und arbeiten zusammen (z.B. an Adresslisten), erörtern Fragen, geben sich praktische Tipps usw. Auch Berichte beispielsweise zur Inklusion in England werden geteilt.
Das Thema Inklusion ist wichtig. Es trägt der diversen Gesellschaft Rechnung und ermöglicht eine Öffnung hin zu Austausch, gemeinsamen Denken und Explorieren. Mir gefällt das sehr, denn Kultur ist Vielfalt. Es macht Spaß, weiter daran zu arbeiten und der Vielfalt unserer Gesellschaft einen Raum (im Museum) zu geben.