Open Spaces?
Heike Roegler
Ich habe zwei verschiedene berufliche Schwerpunkte in meiner Arbeit im Bereich der Vermittlung (museal und lesefördernd im weitesten Sinne) und zudem einfach ein großes Interesse an dem, was es an verschiedenen Zugängen gibt, sich die Welt kreativ zu erschließen.
Der Tagung “open spaces. Neue Medien in der kulturellen Bildung” in Weimar machte mich somit neugierig. Wer auch immer sprechen würde, das hörte sich interessiert an.
In meinem Zuhause gibt es mehrere iPads und ein Android Tablet sowie ein paar iPhones. Die Bilder an den Wänden sind Drucke aus Linolschnitt ebenso wie Ausdrucke digitaler Malerei.
Ich habe Bücher in Regalen, eBooks und interaktive Geschichten auf meinen Tablets.
Im Museum wiederum arbeite ich mit mit einem Behörden-Netzwerk, einer beinahe aktuellen Windowsversion und einem einzigen iPad.
In der Leseförderung erkläre ich gerne, dass Bücher keine interaktiven Geschichten sind und mir ebenso gut gefallen wie die Geschichten auf meinen mobilen Endgeräten und meiner Meinung nach auch nicht verschwinden werden.
Das ist sie also, die Welt der Erwachsenen. Zumindest meine.
Für die Kinder, denen ich in meiner Arbeit begegne, gibt es dieses Spannungsfeld nicht. Sie benutzen einfach ALLES und setzen sich über viele gedankliche Sperren hinweg. Ein großer, inspirierender Spaß. Ich kann immer wieder sehr viel von ihnen lernen.
Menschen wie Cory Doctorow oder Sugata Mitra haben meine Neugier geweckt und mich tiefer in die digitale Kultur eintauchen lassen. Eine spannende, kreative Welt mit positiven ebenso wie negativen Auswirkungen, definitiv existent.
Und das ist der Punkt, es gibt sie, die digitale Kultur. Sie hat soziale Folgen und ist Teil unserer Lebenswelt.
Also: Neue Medien in der kulturellen Bildung?
Neue Medien scheinen ein allumfassender Begriff für die digitale Kultur zu sein, die einfach Teil unseres Alltags ist. Ich mag “neu” bei bereits Jahrzehnte lang existierenden Medien nicht mehr benutzen und finde digital auch keinen neuen “Megatrend” mehr.
Denn mit der Frage, wie Medien Partizipation, soziales Lernen und ästhetische Wahrnehmung fördern und ggf. auch verändern können, sollten wir uns alle beschäftigen. Sie ist auf jedem Fall Teil meines (Arbeits-)Alltags.
Und es gibt sie, die Spannungsfelder im Bereich der Partizipation: crossmediale und historische Kompetenzen, Bildtraditionen und unbewusste Inszenierungen. Smartphones als Spiegelmedium, Youtube-Kanäle als Trendsetter, Verhaltensregeln und Bräuche usw. Was ist der Mehrwert, welch qualitative Erweiterung tragen die “neuen” Medien dazu bei, sich kritischen und dem Wesen der Dinge Beachtung schenkend Zugang zur Lebenswelt zu verschaffen?
Kreativität bietet die Möglichkeit, künstlerische Feldforschung zu betreiben und Dinge zum sprechen bringen und ihr Wesen zu erkennen.
Medienkompetenz sollte also helfen, sich mit der Welt zu beschäftigen und handlungsfähig zu sein.
Dabei lerne ich in der Nutzung von Medien viel von Kindern, da sie sie einfach benutzen. Bildung hat also zwei Richtungen.
Die Tagung “open spaces. Neue Medien in der kulturellen Bildung" hat Gedanken wie diese im Rahmen ihrer Positionsbestimmungen aufgenommen und zur Diskussion gestellt.
Spannend wurde sie für mich vor allem dadurch, dass sie durch das BarCamp neue Formen der Auseinandersetzung für die Teilnehmer angeboten hat. Ein interessenbestimmter Austausch in der langen Kaffeepause.
Themenfindung, Standortbestimmung und Diskussion haben mir im BarCamp eine Verbindung zwischen meinen Welten erlaubt, ein ins Gesprächkommen.
Dabei haben Sessions zum Crowdsourcing oder ein Zeitfenstergang durch Weimar meine Gedanken sehr angeregt. Ideen für Projekte wachsen.
Dachte ich erst, dass auf der Tagung Welten zusammen prallen, fügen sich für mich gerade wieder Welten zusammen. Eine Vermittlung in open spaces eben.