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Kulturelle Bildung

resonate '15

Heike Roegler


Wo fange ich an zu erzählen?
Eine Woche voller Eindrücke und Ideen. Eine Stadt, die so viel erzählt, bunt ist, dunkel sein kann und voller Leben und Energie steckt. Eine Konferenz/ein Festival, bei der alles flirrt, Ideen um jede Ecke schwirren, bei der es Musik gibt und das Staunen einfach groß ist.

Die Intention der resonate ist dabei: "Bringing together artists to drive a forward-looking debate on the position of technology in art and culture."

Und herein spaziert:

Während der Workshoptage konnte man immer wieder in die "Kinoteka"  spazieren und beim Musik-Coden zuschauen, Tonschnipsel betrachten, Kameras begegnen (im wahrsten Sinne des Wortes) oder mit Typos von "Unicode glyphs" zu "Nato Sans" auf ihrer unendliche Reise interagieren (eine Installation von Monotype).

Sound Erlebnisse
 

Ben Frost hat sehr unterhaltsam über seine Musik gesprochen und geduldig Fragen beantwortet. - Nein, er wird keine Musik zur neuen "Twin Peaks" Serie machen.
 
Joshua Batty hat seine PhD Forschungsprojekt der Audiovisual Granular Synthesis vorgestellt, in dem es darum geht, eine Synergie zwischen "sound" und "image" herzustellen. Mit einem musikalischen Hintergrund in Jazz (Trompete und Piano) hat er sich der elektronischen Musik zugewandt. Sein Ziel: kein reines Musikerlebnis, sondern ein komplexes sensorisches Erleben. Dazu hat er "Graphics" kreiert, die entsprechend der Musik agieren und zu einem generischen Musiksystem führen. Alles was mit der Musik in Zusammenhang steht, überträgt er in seinen Rechner. Dahinter steckt seine "kortex technology", die dann komplett meinen Verstand überstiegen hat.  Batty hat einen Weg gefunden, seine Musik sensorisch so zu übertragen, dass sie für andere sichtbar werden kann. Das ganze ist hochgradig subjektiv und ädert sich bei jedem Auftritt.
Jesper Kourhoofd, der Mitbegründer von Teenage Engineering stellte sehr amüsant den Weg von der Entwicklung der OP - ... Syntheziser und von Teenage Engineering vor. Angefangen hat alles mit Produkten im Sinne von "art for hire".
"If your an idea you should be super quick able to built it" - und so muss das Studio von Teenage Engineering immer räumbar sein. Es gibt Holz- und Malwerkstätten. Ingenieure und Künstler arbeiten hier gemeinsam. "Artist are put next to a machine and look how they work with it. ... they start to use machines instead of the engineers." 
Und so sind  dann auch die Ideen zum OP -1 Syntheziser - zB. farb-codierte Bedienelemente - entstanden. Wichtig ist: "Use the display as a source of inspiration instead of displaying information." Der Erfolg war riesig, doch wie Kourhoofd sagt, ist es "leicht" ein erstes Produkt zu entwickeln. Das nächste Produkt zeigt dann erst wirklich, was du bist.
Teil der Philosophie ist dabei: "Everything around the product is part of the product." Alles und alle sind im Idealfall Teil von Teenage Engineering. 
Als Designer hat Kourhoofd viel in "Illustrator" gearbeitet. Seine Philosophie immer neue Dinge zu lernen führte dann also dazu, dass er "learned to cad abs software" und immer weiter an den Synthezisern zu arbeiten. Die Mission ist klar: "to grow the syntheziser population". Ziel ist: "to create an interface without display". Reine Funktionalität als einfacher Zugang für viele in die Welt der Synthesizer.
Eine Kostprobe vielleicht ...

Tanja Ristic hat "Violin Revealed", eine Art einfaches Noten-System vorgestellt, das vor allem ein Ziel hat vor allem visuell vereinfachend musikalisches Kollaborieren zu ermöglichen. Ein spannender Ansatz, der auch live Performer auf der Bühne dargestellt wurde.

Bild-Erlebnisse

Der Fotograf Adam Magyar hat als ein Reisender begonnen, der viel beobachtet hat. Dabei wurde es für ihn immer interessanter, das Zeit im Bild an sich nicht sichtbar wird. Also hat er darüber nachgedacht, wie er diesen Faktor in die Fotografie übertragen könnte. Interessant für ihn war dabei die Kontinuität.
"It is not about space but about change and time". 
Mit Hilfe von einer "Scam" (einer Art sehr schmaler Schlitz in einem Rahmen, durch den einzelne Bilder aufgenommen und schließlich aneinander gesetzt sind) sind seine Arbeiten "Urban flow" entstanden. Bilder Menschen, die an der Central Station in New York alle in Richtung zu gehen scheinen.
Wer ähnliches ausprobieren möchte, kann dies mit der App "Poloska" versuchen.
Hier ist ein Bild von futternden Tauben im Kalemegdan Park aufgenommen 

Seine neuste Arbeit "Stainless" ist mit einem "high speed device" aufgenommen. Dieses Mal ist ein langsam abgespieltes Video zu sehen. Auch hier spielt sein Thema "Zeit" wieder eine Rolle. Grundgedanke dazu war, dass wir mit (visuellen) Informationen überladen sind. Also fotografiert Magyar die Wartenden bei der Einfahrt mit der Bahn und spielt diese Bilder entgegengesetzt der Geschwindigkeit der einfahrenden Bahn ganz langsam hintereinander gesetzt ab.
In aller Ruhe werden nun die Menschen in dieser an sich hektisch und komplexen Situation für sich sichtbar.

Ausgang der Überlegungen von James George ist, dass 10% aller Fotos, die gemacht wurden, in den letzten 12 Monaten aufgenommen sind.

Anzahl der in Internet geladen Fotos am Tag - fortlaufend.

Anzahl der in Internet geladen Fotos am Tag - fortlaufend.


Für ihn stellt sich daher die Frage: Was ist dann die Zukunft von professionellen Fotografen. Seine Antwort sind verschiedene Projekte, die er vorstellt. Dazu gehört die Frage, wie die Kamera der Zukunft aussehen kann. Welchen Weg schlägt das Produzieren von Bildern ein? Dazu zitiert er Bruce Sterling, der sich 2010 ein "Concept of the camera with a sensor that is sending everything and generates a photo" vorstellt. Eine Art: "Physical connection to reality".
Diese Idee aufgreifend arbeitet er gemeinsam mit seinem Freund und Partner Alexander Porter an einer Technik, die eine Art 3DScan Fotografie ist - DepthEditorDebug. Auf seiner Webseite erklärt er die Technik so. "The images depict fragments of candid photographs placed into 3-dimensional space. They use depth data captured from a Microsoft Kinect video game controller with hacked drivers, digital SLR images, and custom software."  Auf diese Weise wird der Prozess des Bildermachens selbst dokumentiert.

Andere Beispiele, die er zeigt sind:
Clouds , eine Software "that allows visualations of people" - von allen Seiten und zu allen Zeiten.
Clement Vallapostcards from google earth Bilder, die den Fokus auf den Prozess der Datenzusammensetzung setzen.
Sophie Kahn - Triple portrait of E, Skulpturen, die aus Laser-Scans von Menschen entstanden sind
Penelope brick - Suns (from sunsets) - eine Arbeit, die aus den vielen Sonnenfotos, die auf Flickr zu finden sind, entstanden ist
Erik Kessels - "For ’24 Hrs In Photos,’ a single day was chosen, and the images for that day printed out. The result were mountains of photos, reaching from gallery floor to ceiling."
Heater Dewey-Hagborg - Die Künstlerin erstellt Porträts über die DNA von Menschen, die sie auf den Straßen aufsammelt (Haare, Kaugummis ...)

Georges provokative Aussicht auf die Zukunft profesioneller Fotografie: "Taking pictures of things that don't exist"

James George leitete außerdem den Workshop "Exquistite City" auf der resonate.
Bei diesem Projekt gingen die Teilnehmer durch bestimmte Gebiete der Stadt Belgrad und haben mit Hilfe der "photogrammetry" Technik ein dreidimensionales Modell erstellt und interpretiert, durch das man im Web laufen kann.


 

Und was gab es noch? Apps, die das soziale Leben durch Informationen aus den Social Medias erleichtern und und und ...

Weitere spannende Ideen und Gedanken der resonate werden auf diesem Blog folgen.

UND noch mehr "notes from resonate" von Benjamin Rabe sind hier zu finden.